Selmins großartige Aktion 12 colours of handmade fashion legte für mich einen wunderbaren Start hin – mit einer meiner Lieblingsfarben, Grün, zu der ich gleich mehrere Projekte beisteuerte: Das grüne Samt-Kleid Pia aus der La Maison Victor, einen Rock aus einem missglückten Kleid und ein Unterwäsche-Set aus den Resten des grünen Samts (ebenfalls im Rock-Beitrag).
Voller Vorfreude darauf, den Winter hinter mir zu lassen und die Frühlingsproduktion mit einer frischebn, fröhlichen 12 colours-Farbe zu starten, wartete ich die Farbe des Februars ab. Und fühlte mich prompt etwas ausgebremst angesichts des Elans, den Grün mir verschafft hat.
Beige?!
Trantüte oder sanfter Draufgänger? fragt Selmin im Ankündigungspost.
Für mich definitiv Trantüte und Langweiler! Beige ist eine der Farben, zu der es mich absolut nicht zieht. Vielleicht auch, weil ich finde, dass Beige erst an dunklen Hauttypen gut aussieht.
An dem Camel-Trend des letzten Winters habe ich mich auch satt gesehen. Mäntel und Schals in Camel-Tönen waren in allen Fashion-Magazinen zu sehen, gähn. Überhaupt ist „gähn“ eine gute Umschreibung meiner Meinung über Beige.
Mein erster Gedanke war Trenchcoat. Die klassische Variante finde ich zwar chic, aber kann mir nicht vorstellen, einen zu tragen. Zumindest nicht in beige.
Mein beige-farbener Kleiderschrank
Zunächst habe ich einen Blick in meinen Kleiderschrank geworfen. Vielleicht hatte ich ja doch beige-farbene Kleidungsstücke, die ich bisher gar nicht als solche wahrgenommen habe?
Kandidat eins: Die Bluse mit Reverskragen. Nicht selbstgenäht, sondern Second Hand gekauft. Das Kriterium „selbstgenäht“ stelle ich hier mal hinten an, da ich sonst noch weniger Beispiele hätte.
An der Bluse war es eher der Schnitt bzw. der Kragen, der mir gefallen hat, als die Farbe selbst. Sie gehört definitiv auch zu den weniger getragenen Blusen in meinem Kleiderschrank.
In der Outfit-Zusammenstellung gefällt sie mir ganz gut – beige mit kräftigen Farben scheint also nicht ganz so schlimm zu sein.
Kandidat zwei: Vintage-Bleistiftrock, ebenfalls Second Hand.
Joah. Der Schnitt ist mit wieder lieber als die Farbe, die eher ins apricot geht. Auch eher wenig getragen, liegt vielleicht auch daran, dass enge Röcke und ich immer noch keine dicken Freunde sind. Auch hier: Beige kombiniert mit eher knalligen/frischen Farben. (Das Top ist selbstgemacht – Post zum Outfit hier.)
Kandidat drei: Kann nur mit viel gutem Willen als ein helles, sandiges Beige durchgeschummelt werden. Tatsächlich das einzige selbstgemachte Teil in dem Farbspektrum, das ich entdecken konnte. Es ist eine dreiteilige Rock-Oberteil-Kombi aus Scuba mit Blumenmuster. Die Farben sind nicht wirklich knallig, aber das Muster lenkt immerhin von der Grundfarbe ab.
Sich mit ungeliebten Farben anfreunden lernen
Da hätten wir die Bestandsaufnahme. Ich fasse nochmal zusammen:
1) Beige ist okay in Kombination mit knalligen, frischen, dominanten Farben.
2) Muster lenken davon ab, dass ich die Farbe langweilig finde.
3) Ich bin immer noch kein Fan.
Mir war klar: ich werde auch kein Fan von beige werden, es ist keine Liebe auf den zweiten Blick, die Farbe wird nicht meinen Kleiderschrank dominieren. Ebenso wie sie nicht das Kleidungsstück, dass ich nähen werde, dominieren wird.
Erst dachte ich an Colourblocking. Das ist immer ein guter Ausweg, um kleine Teile einer ungeliebten Farbe unterzubringen und sie mit anderen Farben zu „übertönen“. Beige mit Orange, Pink und Petrol – das ist eine Mischung nach meinem Geschmack. Zusammen auf einem Sweatshirt stellte ich mir das toll vor. Da ich aber weder viel Sweatshirts trage, noch extra Stoff bestellen wollte, musste ich umdenken.
Nicht jedes Mal extra Stoff bestellen, da war die zusätzliche Herausforderung, die ich mir gestellt hatte. 12 colours verlockt schon sehr dazu, sich einen neuen Stoff extra für den Monat zu kaufen. Da mein Stofflager aber bizarre Auswüchse angenommen hat, möchte ich das so gut es geht unterbinden.
Hm. Ich war mir lange auch gar nicht schlüssig, was für ein Kleidungsstück ich nähen wollte, oder gar in welcher Farbkombination. Ich war mir sicher, nichts beigefarbenes im Fundus zu haben.
Irgendwann ging ich aus einem anderen Grund meine Stoff-Datenbank durch und ha, da war er! Ein beigefarbener Stoff mit Muster und Kontrastfarbe! In meinem Fundus! Sommertauglich! Und bereits vorgewaschen! Halleluja!
Der Stoff ist verdammt gut abgelegen. Es handelt sich um einen feinen Baumwoll-Batist von Buttinette. 2013 hatte ich mir einen roten Swingcoat aus Wolle nach einem Vintage-Schnittmuster genäht. Den Stoff entdeckte ich beim Kauf des Wollstoffs im Shop und fand ihn so toll in Kombination mit dem Rot, dass ich ihn kaufte (plus eineinhalb zusätzliche Meter).
Der Stoff war also mehr oder weniger vor meiner Nase, denn den Mantel trage und liebe ich immer noch. Und jetzt, ha!, drei Jahre später, ist seine Zeit gekommen! Da habe ich mir sogar selbst die Inspiration geliefert: den Stoff in Kombination mit Rot finde ich grandios.
Rote gewebte Viskose habe ich auch noch im Lager. Mal schauen, ob die reicht, oder ob ich davon etwas nachbestellen muss. Aber zumindest verbrauche ich schon mal einen meiner Stoffe – und das hat mich enorm motiviert.
Der dünne Batist ruft nach einem lockeren Sommerkleid. Nach einigem Surfen auf Pinterest hatte ich auch eine tolle Idee. Den Schnitt habe ich schnell selbst erstellt.
Herausforderung Beige angenommen!
Ich freue mich richtig, das Kleid fertig zu stellen! Das wird prima, denn ich habe mir auch einige Details überlegt, die ich schon lange umsetzen wollte.
Schön finde ich, dass ich den Stoff endlich anschneiden werde – zum zweiten Mal. Er kam mir immer etwas blass und farblos vor, trotz dem schönen Muster mit Hibiskus-Blüten. Die Idee, ihn mit Rot zu kombinieren, hatte ich immer mal wieder, aber die Erleuchtung zum Thema Schnitt blieb aus.
Jetzt bin ich mir aber sicher, dass ich ein tolles Kleid daraus schneidern werde, das ich auch gerne tragen werde.
Der Ideenfindungsprozess war sehr spannend für mich. Zeitweise dachte ich daran, diesen Monat auszusetzen. Andererseits war ich aber auch zu ehrgeizig, die Herausforderung anzunehmen und mich selbst mit einer ungeliebten Farbe auseinander zu setzen. So wie für viele Grün eine Herausforderung war, oder Rot oder Orange sein werden. Für mich sind das alte Bekannte, Freunde sogar. Rot und Beerentöne sind meine „neutrals“, die sich durch meinen Kleiderschrank ziehen. Für andere ist das Schwarz, Grau, Beige, Braun.
Die „sanften Draufgänger“, wie Selmin es genannt hat, sind eben meine Herausforderung. Und die ist hiermit angenommen.
Wie sieht es bei euch aus? Tragt ihr beige? Ist es für euch eine tolle Kombifarbe? Oder findet ihr die Farbe wie ich auch eher unterwältigend?
Moni K.
Beige war immer die Lieblingsfarbe meiner Oma. Selbstgenähtes in beige gibt es bei mir nicht. Allerdings hat mein neuester Rock ein beigefarbenen Paspel, ob das zählt?
Deinen Stoff finde ich toll, weil da das Rot im Mittelpunkt steht!
LG Monika
Jenny
Die Assoziation „Oma“ gab es schon mal auf Instagram. Ich dachte auch zuerst an eine Paspel! Das ist zwar etwas durchgeschummelt, aber manchmal muss man eben mit ganz kleinen Dosen anfangen.
Den Stoff finde ich aus dem gleichen Grund auch genial. In Kombination mit dem roten Stoff rückt das Beige noch etwas in den Hintergrund.
Danke, Monika, für deinen Kommentar! 🙂
Stitched Teacups
Ich bin ziemlich begeistert, dass du jetzt doch eine Möglichkeit gefunden hast, wie du aus dem Monatsthema etwas herauskitzeln kannst, das für dich und deine Garderobe passt. Und ja, ich kann mir tatsächlich vorstellen, dass das Kleid mir an dir gefallen wird. Als Mantelfutter ist der Stoff nämlich auch gar nicht übel.
Ich wünsche dir viel Spaß beim Nähen!
Liebe Grüße,
Sabrina
Jenny
Danke, Sabrina! Ich freue mich auch sehr, dass ich keinen „Kompromiss“ eingehen musste, mit dem ich nicht ganz zufrieden sein werde. Ich freue mich auf das Kleid, weil ich den Stoff wirklich schön finde.
Danke für deinen Kommentar!
Gerlinde
… vom Gesicht weg oder mit etwas anderer Farbe dazwischen ‚gepuffert‘ oder im Muster (wie bei Dir) aufgepeppt, akzeptiere ich diese Nichtfarbe geraaaade noch.Ansonsten eher noch die ‚Nerd-Farbe‘ blau, obwohl wegen dessen ‚Fuseligkeit‘ lieber noch beige.
Oerks: ich denke, ich muesste mich doch ordentlich selbst austricksen, um mit ‚Beige‘ Freund zu werden = warum sollte ich? Ich warte einfach 1 Jahr = ‚Mode‘ ist um; basta?
Nachdem Du aber ja schon einmal mit der genannten ‚beige-rot-Kombo‘ in love gefallen bist; warum nicht wieder? Viiiel Glueck; Du schaffst (auch!) DAS!
Jenny
Ja, vom Gesicht weg finde ich auch wichtig. Durch das Rot wird der Stoff etwas aufgepeppt.
Mir gehts gar nicht darum, einen Trend mitzumachen. Sonst hätte ich mich nie um Beige gekümmert. Selmin hat bei 12 colours of handmade fashion die Farbe für diesen Monat bestimmt. Da die Aktion auch dazu dienen soll, das eigene Farbschema mal unter die Lupe zu nehmen und sich damit auseinander zu setzen, habe ich das getan. Für mich ist es leicht, knallige Farben, Rot, Orange, Grün unterzubringen. Für viele ist das ein großer Schritt. Ich will diesen Monat ausprobieren, wie ich Beige, eine Farbe, die mir gar nicht liegt, integrieren kann. Und wie ich das anstelle und das Resultat mir gefallen kann habe ich hier dokumentiert.
Danke, Gerlinde!
Tabea
Also mein Schrank ist gänzlich frei von beige, die Farbe ist mir einfach zu farblos. Daher habe ich auch beschlossen, diesen Monat beim Projekt auszusetzen.
Deine Idee, einfach das beige mit bunten Farben zu kombinieren und auch noch ein wenig auf der Innenseite zu verstecken, finde ich aber total innovativ!!! Klasse gemacht. Und ich liebe dein Ergebnis – würde ich sofort anziehen, wenn es sowas in meinem Schrank geben würde.
Liebe Grüße
Jenny
Liebe Tabea,
ich scheine ja nicht die einzige mit Beige-Abneigung zu sein. 🙂 Ich habe auch erst überlegt, auszusetzen. Aber zum Glück habe ich eine gute Lösung gefunden. Wenn ich extra Stoff hätte bestellen müssen, hätte ich vermutlich ausgesetzt. Für Beige will ich nicht noch extra Geld ausgeben.
Der Mantel ist schon 2013 entstanden, also nicht für 12 colours. 🙂
Hana Mond
An sich habe ich gar nichts gegen beige – wenn ich modische Outfits mit beigefarbenen Teilen sehe, finde ich das oft sehr elegant.
Ich habe aber das Problem, dass mir beige nicht steht, in keiner Variante. Auch als Kombi-Partner zu anderen Farben sorgt beige dafür, dass ich in einem Gesamtoutfit instant schlechter aussehe.
Aber ich habe da noch dieses Stückchen beigefarbenen Jersey mit diesem wundervollen Muster … bei mir werden es wohl Ärmel. Das wird dann aber auch das einzige Kleidungsstück in beige in meinem Schrank bleiben 😀
Die Kombi Hibiskus-Stoff mit rot finde ich richtig schick!
Jenny
Danke für deinen Kommentar! Ich mag Beige aus dem gleichen Grund nicht. Es wäscht mich aus und ich finde es einfach langweilig. Deine Lösung ist auch klasse! Weg vom Gesicht, das hilft ja auch oft. 🙂
SaSa
Das wird sicher einaufregendes Kleid mit den schönen Blüten! Beige steht mir nur in ganz seltenen Schattierungen, deshalb ist das für mich gar nichts. Auf Deine Fotos in dem Kleid freue ich mich.
Liebe Grüße, SaSa
Jenny
Vielen Dank, Sasa!
Man muss wirklich den richtigen Farbton treffen. Der Stoff ist auch nicht 100% ideal für mich, aber hey, ich warte mal das Resultat ab. Rot gleicht das wieder aus.
Karin / Grüner Nähen
Hi, danke für Deinen großartigen und spannenden Artikel! Deinen Prozess zu lesen fand ich sehr inspirierend – und er hat durchaus Parallelen zu meinem 🙂 Ich bin gespannt auf Dein Kleid! Liebe Grüße! Karin
Jenny
Liebe Karin,
danke für deinen lieben Kommentar!
Cool, dass es nicht nur mir so geht. Beige scheint noch mehr zu spalten als Grün! Ich bin gespannt auf das Resultat der anderen.
Ulrike
Hallo Jenny,
schöne Farbkombinationen und Muster hast Du Dir da ausgesucht. Als ich die aktuelle Challenge las, dachte ich nur „oh, Beige. Was tun?“
Bisher habe ich diese Farbe auch immer nur mit anderen, kräftigen oder sehr dunklen Farben kombiniert. Beige pur ist nicht wirklich so meins.
In meinem Kleiderschrank gibt es ein Shirt, dessen Grundfarbe Beige ist und das durch ein winziges Wellenmuster in dunkelblau eine interessante Schattierung bekommt – das Rückenteil ist in eine dunkelblaue Falte gelegt (allerdings ist es ein gekauftes Teil).
Und es gibt da noch ein anderes Shirt, das mal ein Minikleid war und mir nicht mehr passt. Das ist ebenfalls beige, mit einem unregelmäßigen Streifenmuster in Schwarz. Die Streifen sehen aus wie mit einem Pinsel aufgetragen. Meine Idee war, dieses Shirt für die Challenge „12 Colours …“ umzuarbeiten.
LG
Ulrike
Jenny
Liebe Ulrike,
erst mal vielen Dank für deinen tollen langen Kommentar!
Wie bei dir geht Beige bei mir wohl auch nur in Kombination. Streifen hören sich gut an! Ich mag deine Idee, etwas umzugestalten. Ich bin sehr gespannt, wie du die Challenge umsetzt!
Ulrike
Liebe Jenny,
danke für Deine ausführliche Antwort. Mittlerweile habe ich mein grünes Teil fertig, und inzwischen ist noch ein T-Shirt in beige aufgetaucht, das meinem Mann gehört hat.
Mal sehen, was ich damit anstelle.
LG
Ulrike
lenelein
Beige werde ich aussetzen. Ich habe keine solchen Stoffe und ich sehe in beige kriminell schlimm aus. Du bist sehr tapfer, dass du deine Abneigung überwunden hast…
Jenny
Hätte ich Stoff bestellen müssen, hätte ich auch ausgesetzt. Aber zum Glück habe ich noch eine Lösung gefunden, mit der ich mich anfreunden kann. Ich bin gespannt, ob das Ergebnis so wird, wie ich es mir vorstelle.
pedilu
Liebe Jenny,
Beige mit Rot passt wirklich gut zu dir! Ich bin schon ganz gespannt auf dein Kleid!
Ich finde klassisches Oma-Beige auch wirklich schwierig zu tragen. Ein heller Beige-Ton hingegen, kombiniert mit frischen Farben und mit dem richtigen Schnitt, ist in den sonnigen Jahreszeiten allerdings nicht zu unterschätzen. Da ist mir mein Standard-Grau oder Marine oft zu trist und dunkel.
Liebe Grüße, Petra
Jenny
Liebe Petra,
vielen Dank für deinen Kommentar!
Ich denke auch, dass die frischen Farben mehr für Beige tun. Dann wirkt es gleich weniger trantütig. 😉
Töne, die mehr in Richtung Sand gehen, sind okay, würde ich aber auch nie pur tragen. Zum Glück sind Geschmäcker aber verschieden! 🙂