Viele von euch waren ebenso wenig begeistert wie ich und wollten sogar aussetzen. Das kann ich nur zu gut verstehen! Hätte ich nicht durch Zufall diesen Stoff im Fundus gehabt, hätte ich die Februar-Runde von 12 colours of handmade fashion ebenfalls ausgesetzt.
Ihr wart genauso wie ich gespannt auf mein Ergebnis und ob ich damit zufrieden sein würde – Beige ist immerhin so gar nicht meine Farbe. Aber challenge ist challenge.
Also…?
But a challenge is a challenge – just like many people will have trouble wearing red, one of my favourite colours for clothes. So I searched for a way to make beige work for me.
I’m in love!
Ich kann es kaum abwarten, es im Sommer zu tragen. Mit meinem großen Strohhut und Sonnenbrille, während „Coma Girl“ oder „Boys of Summer“ im Radio spielt. Dann wird es, denke ich, sein volles Potential entwickeln.
Im Februar bei Regen und verhangenem Himmel war es eine kleine Herausforderung, die Fotos zu machen. Ich hätte noch eine Indoor-Location mit tropischen Pflanzen in der Hinterhand gehabt – immerhin haben wir in Stuttgart einen tollen Zoo mit schönen großen Tropengewächshäusern. Ich wollte den Post aber heute online stellen, also gibt es moody Regenwetterbilder.
Auf den Bildern sieht man auch eindeutig, warum Beige nichts für mich ist: Die Farbe hebt sich kaum von meiner Hautfarbe ab, die sich auch im Sommer nicht verändert. Wenigstens ist im Sommer das Umfeld aber nicht so trist – wenn erst mal das Gras grün wird hebe ich mich wenigstens von der Umgebung ab. Dann geht das mit dem Beige.
The weather, however, wasn’t at all summery…
Der Schnitt
Direkt nach meinen Überlegungen und der Veröffentlichung des ersten Posts hatte ich zwar den Stoff, aber keinen Plan, was genau ich daraus machen sollte.
Ein Kleid wollte der Stoff werden, das war mir klar. Aber was für eins? Wickel-, Blusen-, Maxikleid? Und wie genau sollten die roten Akzente aussehen?
Wie so oft hat mir das intensive Surfen auf Pinterest die entscheidende Inspiration geliefert. Dort habe ich ein Bild von einem roten Kleid mit Lochstickerei gefunden, das einen eckigen gerafften Einsatz und am Saum eine angesetzte, geraffte Stufe hatte.
Kleidungsstücke mit solchen Rüschen und gerafften Einsätzen findet man zur Zeit sehr oft, häufig an Blusen. Das ist so ein bisschen der Off-Shoulder-Trend mit seinen Rüschen weitergedreht, finde ich.
Ich machte mir eine Skizze, wie ich mir das Kleid vorstellte: Ärmellos, mit spitzem Rüschen-Einsatz, Schlitz in der hinteren Mitte, der oben von Knöpfen geschlossen wird. In der Taille wollte ich eine Raffung haben, die das luftige Kleid auf Figur bringt. Am Saum sollte eine breiter, geraffter Ansatz sein, wie man es bei Folklore-Kleidern häufig sieht.
Den Schnitt habe ich nach meinem selbst konstruierten Oberteilgrundschnitt erstellt.
I was inspired by a picture I saw on pinterest and sketched my version in my little idea book.
Die Details
Von Anfang an war mir klar, dass ich den Batist mit dem Print irgendwie füttern oder hinterlegen musste. Pur wäre mir das zu durchscheinend gewesen.
Roter Viskose-Webstoff von Stoff und Stil war schon für die Kontraste vorgesehen.
Mit dem gleichen Stoff habe ich den Batist hinterlegt, das Kleid ist also zweilagig. Da beide Stoffe sehr dünn sind, ist das Kleid immer noch schön luftig.
Die Stoffe habe ich wie einen verarbeitet, damit sich die Schichten nicht gegeneinander verschieben. Ich habe sie zusammen in den französischen Nähen gefasst und auch bei den Abnähern wie eine Lage verarbeitet. Die Lagen an den Rüschen sind aber lose, wie im Wind schön zu sehen ist.
Angebracht habe ich die Rüsche mithilfe meiner Schneiderpuppe:
Im Vorderteil habe ich einen Punkt eingezeichnet, an dem die Spitze der Rüsche sitzen sollte. Im Rückteil sollte sie unter dem Schlitz beginnen. Ich habe die Schulternähe des Stoffstreifens auf die Schulternähe des Oberteils gesteckt und die Mitte jeweils vorne und hinten auf die Punkte. Dann habe ich angefangen, an den Fassfäden zu ziehen. Als der Stoffstreifen auf die richtige Länge gekräuselt war, habe ich die Fäden verknotet und die Rüsche an das Oberteil gesteckt.
Die gleiche Prozedur habe ich mit der zweiten, schmalen Rüsche aus Batist durchgeführt.
Letztendlich habe die die Rüschen mit zwei nebeneinander liegenden Nähten auf das Oberteil gesteppt.
Beim Saum bin ich ähnlich vorgegangen – die beiden Rüschen-Lagen habe ich aber hier zusammen gerafft, links auf links an das Kleid gesteckt und dann ebenfalls zweifach abgenäht.
Die Kanten der Rüschen habe ich unversäubert gelassen.
So ein „raw edge“-Detail wollte ich schon lange irgendwo einbauen. Hier passt es sehr gut, finde ich. Ein paar Fäden muss ich nach dem Waschen abschneiden, aber ich mag den fransigen, unpolierten Look, der ein schöner Kontrast gegen die verspielten Rüschen darstellt.
Ein weiteres schönes Detail ist der Schlingenverschluss für die kleinen Perlmuttknöpfe.
Fazit?
Ja ja ja, ich bin begeistert. Nicht von Beige – die Farbe ist bei mir weiterhin unbeliebt. Aber von dem Kleid? Auf jeden Fall! Was aber nicht verwunderlich ist, immerhin ist Rot eine meiner liebsten Kleidungsfarben und große florale Prints punkten bei mir auch meistens.
Ich freue mich aber sehr, dass ich die Herausforderung angenommen und einen Weg gefunden habe, Beige für mich tragbar zu machen. Das Kleid wird ein Sommerhit bei mir werden. Beige darf jetzt aber wieder ganz tief in der Versenkung verschwinden – nächste Farbe, bitte!
I also added button loops for the little mother-of-pearl-buttons.
Verlinkt beim MeMadeMittwoch und 12 colours of handmade fashion.
Formspielerins Werke
Interessant, hat so etwas von einem Schwarz-weiß-Foto oder -Film, bei dem einzelne Teile nachkoloriert wurden.
Jenny
Stimmt, da hast du recht. 🙂
Bi
Sieht toll aus! 🙂
LG
Jenny
Dankeschön!
Zuzsa
Ziemlich cool und experimentell. Gefällt mir! Wer hätte gedacht, dass sich das (sorry) langweilige Beige so mausert. LG, Zuzsa
Jenny
Kein Problem, ich finde Beige auch furchtbar. So eine langweilige Farbe.
Danke liebe Zuzsa!
Susanne
Mich begeistert dein Kleid auch sehr; das leuchtende Blumenmuster auf beigem Grund ist schon so schön und der Schnitt des Kleides mit den vielen hübschen Extras ist richtig aufregend.
Übrigens finde ich den Kontrast zu deiner blassen Haut sehr edel.
LG von Susanne
Jenny
Oh, danke, Susanne! Das ist eine gute Ausdrucksweise. Da ich nie braun werde und auch nicht gerne in der Sonne liege (da helle Haut und Sommersprossen, ein ewiger Kreis), sage ich das ab jetzt auch immer. 😉
Ulla
Ich würde sagen, du hast die Herausforderung bestens gemeistert. Das Ergebnis überzeugt.
Herzlichst Ulla
Jenny
Danke liebe Ulla! 🙂 Das freut mich!
Tüt
Na das ist doch ein tolles Ergebnis dafür, dass du beige so abgeneigt bist! Kann ich total verstehen, ich habe diesen Monat ausgesetzt. Beige existiert in meinem Schrank genau einmal, weil ich erst vor zwei, drei Wochen mein erstes beiges Stück genäht habe um mich daran zu wagen. Das war ok, aber direkt noch eins musste nicht sein 😀
Das Kleid hat total was von Mittelmeer, Sonne, Cocktail und Strohhut, wirklich toll. Das rot strahlt, Beige fällt kaum noch auf und du und Kleid unterscheiden sich dadurch auch noch genug 😉
Jenny
Dankeschön für deinen lieben Kommentar! Wenigstens bin ich nicht die einzige, die Beige verweigert. 😉
Sybille
Ja, ich bin auch begeidtert!
( und ich verachte beige wirklich)
Lg Sybille
Jenny
Haha, mir geht es ähnlich. Vielen Dank, Sybille!
Stitched Teacups
Ich mag, wie gut der Lippenstift zum Kleid passt – und die Strumpfhose und die Stiefelchen auch. Mit beige kann und möchte ich mich trotzdem nicht anfreunden. 😉
Nichtsdestotrotz ist es ein tolles Kleid geworden, das dir sehr gut steht.
Liebe Grüße,
Sabrina
Jenny
Liebe Sabrina,
vielen Dank für deinen Kommentar.
Beige und ich sind auch keine Freunde geworden und ich bin froh, den Monat und die Farbe rum zu haben. 😉
Stitched Teacups
Ich drücke dir die Daumen, dass die nächste Farbe einfacher für dich wird!
(Selbst, wenn es wieder eine scheußliche werden sollte, werde ich hier in der Kommentarspalte begeistert auf und ab hüpfen, weil du was tolles draus machst, da bin ich ziemlich sicher. :D)
Jenny
Das freut mich! 🙂 Ich hoffe jetzt einfach auf eine kräftige Frühlingsfarbe.
Klara
Jenny, this dress is simply stunning! Love the ruffles and while I shived at the thought of leaving them unfinished, they do look excellent this way and I think if they were finished, a lot of the charm would have been taken away. Great work!
Jenny
Oh thank you Klara! <3
I wondered for a while if I should finish them somehow, but then decided to just go with it and leave them unfinished.
Thank you so much for your comment!
Hana Mond
Wow, da hast du aus „beige“ wirklich das Maximum rausgeholt! Wunderschön geworden. Und ich finde auch, dazu gehört unbedingt ein Strohhut.
Jenny
Finde ich auch, der Strohhut ist ein Muss! 🙂
Vielen Dank für deinen Kommentar!
Tanja / die fesche Lola
Ich mag beige, ehrlich. Bei mir und auch bei Dir. Wie schon eine Vorkommentatorin schrieb wirkt beige bei Dir edel. Und Dein Kleid finde ich auch toll, hätte ich gar nicht gedacht. Würde das an einer Puppe hängen wäre ich bestimmt nicht dran kleben geblieben, da fehlt mir die Fantasie. Aber an Dir und mit Deinem Styling find ich das super, auch gerade so kleine Details wie der unversäuberte Rüschenrand geben dem Kleid etwas edge-iges. Toll, gibt es das Wort überhaupt? Egal, das Kleid ist klasse. LG, Tanja
Jenny
Keine Ahnung, ob es das Wort gibt, aber ich verstehe absolut, was du meinst! Vielen Dank, das freut mich sehr.
Interessant, dass so viele Beige an mir edel finden. Ich finde es einfach nur langweilig. Schön, dass die Außenwirkung da eine andere ist.
Vielen Dank für deinen Kommentar!
Selmin
Hello liebe Jenny, auch wenn Du und Beige keine Freunde werdet, das Kleid ist wunderschön geworden und die Farbe passt hervorragend zu Deiner Haut. Ich finde auch, dass es sehr edel aussieht. Und ja, ich kann mir Dich auch toll mit einem beigen Wollkleid o.ä. vorstellen. Besonders mit dem roten Lippenstift, großartig! Ganz tolles Outfit! You rock!! Liebste Grüße, Selmin
Jenny
Danke, liebe Selmin! Witzig, dass Beige euch so an mir gefällt. Aber gut zu wissen, dass ich nicht blutleer darin aussehe. 🙂
Danke für deinen Kommentar! <3
Klara
was für ein großartiges Kleid. Ich werde über den Sommer auf der Königstraße die Augen aufhalten, vielleicht läuft es mir mal über den Weg.
Grüßle
Klara
Jenny
Danke, Klara!
Auf der Königstraße wirst du mich damit aber nicht erwischen. Ich meide die Innenstadt, wo es nur geht. Drumherum gibt es mittlerweile einfach die interessanteren Läden. 😉
PippiLotta
Sehr cooles Kleid, das wunderbar zu dir passt, auch wenn Beige nicht dein Freund wird 😉
Kurz noch eine Frage, du vernähst ja sehr oft die gewebte Viscose von Stoff und Stil. Ist der Stoff schön fließend? Ich plane daraus mein Hochzeitskleid zu nähen, bzw. einen bodenlangen Tellerrock und schwanke zwischen halbem und ganzem Teller, kann aber nicht abschätzen ob ein ganzer Teller zu viel Stoff an der Hüfte ist. Was meinst du?
LG PippiLotta
Jenny
Vielen Dank!
Ich liebe die Viskose von Stoff & Stil. Für den Preis hat sie eine tolle Qualität. Sie ist wirklich sehr fließend ohne jeden Stand, so, wie man es eben von einem Viskosewebstoff erwartet.
Ich persönlich würde dir von dem bodenlangen Tellerrock abraten und eher einen halben Tellerrock nähen. Dadurch, dass der Stoff wirklich so fließend ist, wird das beim Laufen dann unangenehm. Kennst du das, wenn du einen weiten langen Rock hast, der dir beim Laufen dann zwischen den Beinen rumschlabbert? Genau das befürchte ich nämlich.
Ich finde ein ganzer Tellerrock ist bei dem Stoff auch gar nicht nötig. Dadurch, dass der Stoff ja absolut null Stand hat, würde das gar nicht so zur Geltung kommen.
Schau dir mal meinen Maxirock aus dem Stoff an – hier im Set mit dem passenden Oberteil und nochmal hier, anders gestylt.
Das war ein sehr ausgestellter Rock, ich denke, dass es auch auf einen halben Tellerrock rauskommt. (Allerdings ist der Rock in der Taille noch gerafft mit Gummizug.)
Mehr Stoff könnte ich persönlich im Rock nicht ertragen, da das Laufen mit dem Rock gerade noch so bequem ist, ohne dass mir der Stoff ständig zwischen die Beine weht.
Zu viel Stoff an der Hüfte — schwer zu sagen. Durch den fließenden Fall ist das auf jeden Fall weniger voluminös wie ein steifer Stoff. Andererseits kommt, wie gesagt, die Form des Tellerrocks dann auch gar nicht richtig zur Geltung.
Ich hoffe, das hat deine Frage in etwa beantwortet. 🙂
Liebe Grüße
Jenny
PippiLotta
Vielen lieben Dank für die schnelle Antwort!
Daran dass es zuviel Stoff an den Beinen ist habe ich gar nicht gedacht. Hatte bisher nur leicht ausgestellte Maxiröcke.
Den klassischen Stand eines Tellerrockes möchte ich eh nicht, aber viel fließenden Stoff. Entweder mit Gummibund oder einer breiten Hüftpasse in die ich das Oberteil stecke.
Eigentlich sehr ähnlich wie dein verlinktes Set, so schön schlicht stelle ich mir das auch vor 🙂
Da ich kein Schnittmuster habe, habe ich einen billigen Probestoff gekauft, der ist leider null fließend, daher hilft mir deine Einschätzung sehr!
LG Lotta
Jenny
Für so ein Hochzeitsoutfit ist der Stoff auf jeden Fall perfekt. Super angenehm zu tragen, vor allem im Sommer wenn es heiß ist.
Freut mich, dass ich dir helfen konnte! Wenn du noch Fragen hast, melde dich gerne nochmal bei mir.
:: stoffbüro ::
Challenge ist Challenge – und Du hast sie auf grandiose Weise gemeistert! Nachdem Du schon Anfang Februar angekündigt hattest, Du würdest mit einer knalligen Farbe kombinieren, war ich gespannt, welche das sein würde – das Rot ist perfekt! Und das Kleid steht Dir hervorragend!
Ich bin nun gespannt auf die nächste Farbe, und darauf, ob ich dann ins Grübeln gerate, ob ich aussetzen muss, oder mir eben sage – in Erinnerung an Deinen Post: Challenge ist Challenge 😉
Liebe Grüße
Catrin
Jenny
Liebe Catrin,
vielen Dank für deinen Kommentar!
Da Farben an sich für mich keine Herausforderung darstellen, dachte ich, dass es nur legitim ist, wenn ich auch an einer Stelle über meinen Schatten springen muss.
Ich bin auch gespannt auf die nächste Farbe. Bei schwierigen Farben muss ich mir dann denken „make it work“ – und wenn es nur eine Paspel in der Farbe ist. 😉
Naehkatze
Das Rot mit dem Kleid ist der Hammer. Beige ist halt auch dabei, aber das spielt hier einfach keine Rolle.
Jenny
Danke! Ich bin auch froh drum, dass das Beige in den Hintergrund tritt.
verfuchstundzugenäht
Gut ist das geworden!
Das Kleid und du – ihr seid irgendwie gleich „unsichtbar“ Was überbleibt sind die Rotakzente! Ich mag das!
Marja Katz
Was für ein Auftritt!
Das Kleid ist der Hammer, ich komme gar nicht aus dem Staunen raus. Auch toll, wie Du mit den Details gearbeitet hast – raw edge hätte ich nicht über’s Herz gebracht, aus Angst es geht irgendwie irgendwann dadurch kaputt. Die Wirkung ist aber wirklich großartig.
Dazu das Make-Up und er Hintergrund. Auch wenn das aus der Not geboren ist – der beige(!) Hintergrund lässt das Dich in dem Kleid so leuchten! Thema perfekt umgesetzt oder wie man hier sagt: Eins mit Sternschen! 😀
Jenny
Danke für deinen super netten Kommentar, Antonia!
Ach, irgendwas muss man sich ja mal trauen, um aus den gewohnten Mustern auszubrechen. 🙂 Ich weiß natürlich nicht, wie die unversäuberte Kante mehrere Wäschen aushält. Fransen werde ich zurückschneiden und zur Not mit einem Rollsaum der Overlock versäubern.