Meinem Eindruck nach sind Marlenehosen ein Kleidungsstück, dass alle schön finden, aber nur wenige tragen.
Ich habe tatsächlich schon mal eine genäht – zur Maßschneiderinnen-Zwischenprüfung. Bei dieser Prüfung wird ein Kleidungsstück vorgeschrieben, dass es innerhalb von acht Stunden zu nähen gilt. Wer genau die technische Zeichnung vorschreibt, die Innung, Handwerkskammer oder irgendein anderes, übergeordnetes Bildungsorgan, weiß ich nicht mehr.
Leider sind die Kleidungsstücke immer furchtbar altbacken, Möglichkeiten zur kreativen Umgestaltung bestehen zumindest vor/während der Prüfung nicht.
Kein Wunder, dass meine Beziehung zu Marlenehosen etwas holprig losging. Wir mussten zudem einen Wollstoff verwenden, der uns vom Betrieb gestellt werden musste. Sagen wir mal so: der Stoff war nicht wirklich meins, zumindest nicht in Verbindung mit dem Schnitt.
Trotzdem haben mich Marlenehosen nicht losgelassen. Ein toller Look, aber würde ich sowas auch tragen? Meist sieht man solche weiten Hosen an bestimmten Figurentypen. Mir fiel es schwer, mir die Hose an meinem Körper vorzustellen.
Nessa von moments enchanteuers hat vor einer Weile eine sehr coole Version mit Blockstreifen genäht. Ein tolles Beispiel dafür, dass die meist klassischen Hosen auch edgy und modern wirken können.
Den finalen Anstoß, mich selbst auch an einer Marlenehose zu probieren, gab mir der Blog chronically overdressed. Christine trägt wunderbare, vintage-inspirierte Outfits, darunter auch oft Marlenehosen.
Da sie darin echt gut aussieht, wollte ich auch über meinen Schatten springen.
Der Schnitt
Der Schnitt ist aus der Burda Style 01/2017 (Modell 110). Dort wird er als Pyjama-Pants beschrieben.
Ich mag den Pyjama-Look, auch wenn die graue Version der Hose mich nicht an eine Schlafanzugshose erinnert.
Die zurückhaltende Farbe und der fließende Stoff hatten es mir angetan. Außerdem mag ich den Bund, der vom klassischen Bild einer Marlenehose abweicht.
Ich habe allerdings die Blende am Saum weggelassen und das Bein einfach verlängert. Das fand ich für meinen Stoff passender.
Das Detail mag ich tatsächlich an der Pyjama-Variante lieber.
An sich finde ich den Schnitt klasse. Er ist sehr schnell genäht.
Vor dem Zuschnitt habe ich gleich ein paar Anpassungen gemacht. Zum Beispiel die Kurve der hinteren Mitte – da habe ich meine „Idealkurve“ meines Grundschnitts, die zeichne ich im Schnitt immer gleich ein, das spart spätere Anpassungen beim Nähen.
Durch den Bund mit eingenähtem Gummi kommt es in dem Bereich nicht so sehr auf die Passform an. Außerdem mag ich Hosen, die mitwachsen. Als Person mit Gewichtsschwankungen ist das für mich mittlerweile fast ein Muss.
Material
Der Stoff ist eine Bi-Stretch-Gabardine von stoffe.de. Der Stoff trägt sich sehr angenehm und war auch toll zu verarbeiten. Auch wenn er sehr fließend ist, kann ich mir vorstellen, dass er durch den Wool Touch bei warmen Frühlingstemperaturen zu warm wird. Ich werde berichten.
Den Stoff werde ich auf jeden Fall noch für andere Projekte heranziehen, der rote steht ganz oben auf meiner Liste und den blauen kann ich mir sehr gut für Kleider im Sailor-Stil vorstellen.
Fazit
Die Hose trägt sich sehr angenehm. Ich fühle mich sehr elegant und freue mich darauf, viele Kombinationsmöglichkeiten auszuprobieren.
Bei der Länge bin ich mir noch nicht sicher, ob die mir so gefällt. Vor dem Spiegel fand ich sie gut, auf den Bildern kommt sie mir teilweise eine Winzigkeit zu kurz vor. Das kommt bestimmt aber auch drauf an, wie hoch ich die Hose ziehe.
Da ich keine hohen Schuhe trage oder besitze, fällt ein bodenlanger Saum raus.
Den Schnitt werde ich bestimmt nochmal nähen. Ich kann mir sehr gut eine dunkelblaue Version vorstellen. Da darf das passende Oberteil im Marine-Look aber nicht fehlen. 😉
Verlinkt beim MeMadeMittwoch.
Christa
Definitiv kannst du eine Marlenehose tragen! Wie immer super gestylt. Ich finde, Marlenehosen sehen gerade zu flachen Schuhen gut und lässig aus, aber ich an deiner Stelle würde sie noch zwei Zentimeter auslassen. LG Christa
Jenny
Hallo Christa,
vielen Dank! Ich mag den Look zu flachen Schuhen auch sehr gerne.
Wie schon geschrieben, bin ich mir bei der Länge auch nicht sicher. Zwei Zentimeter halte ich aber für zu viel – Wenn ich ganz normal und gerade stehe, ist die Hose so lang, dass sie vorne keine großen Falten wirft, weil sie zu sehr auf dem Schuh aufliegt (sie berührt den Schuh also, ohne dass sie gestaucht wird). Das mag ich gar nicht. Aber ein Zentimeter länger werde ich sie beim nächsten Mal denke ich machen.
Danke für deinen Kommentar!
Formspielerins Werke
Toll, diese Kombination von sportlichen und eleganten Elementen gefällt mir sehr gut. Regina
Jenny
Danke, Regina! 🙂
Marion
Hallo Jenny,
die Hose steht dir super.
Ich habe den Schnitt auch auf meiner Liste…
Liebe Grüße Marion
Jenny
Danke, Marion!
Der Schnitt ist einfach zu nähen. Da hat man schnell ein Erfolgserlebnis. 🙂
Stitched Teacups
Ich find die Hose an dir auch super! Tatsächlich würde ich sie auch noch ein bisschen verlängern, aber der Gesamteindruck passt schon sehr gut. 🙂
Liebe Grüße,
Sabrina
Jenny
Danke, Sabrina!
Ja, einen Zentimeter verträgt sie noch. Beim gerade stehen finde ich die Länge gut, aber in der Bewegung wirkt sie etwas zu kurz.
Zuzsa
Ich bin kein großer Hosenfan, aber Marlenehosen, finde ich großartig! Lustig, du hast sie komplett anders gestylt, als ich das machen würde. Ich denke bei Marlenehosen sofort eher an die 70er, mit Weste und Co, aber so „englisch“ (irgendwie 😉 ) ist sie auch spannend. Steht dir sehr gut! LG, Zuzsa
Jenny
Bei Marlenehosen denke ich eher an die 20er, darum war die Krawatte ein klarer Fall für mich! 😉
Susanne Haase
Ich mag Marlenehosen und trage sie auch, aber ich finde es schwer, eine passende zu finden, da ich weder groß noch schlank bin. Vielleicht nähe ich mir doch noch eine, irgendwann (Pyjamahosen kann ich ja schon). Deine Hose gefällt mir sehr gut, sie steht dir und das Styling mit Krawatte ist ohnehin toll. Ich mag auch die Länge so wie sie ist. Mein Vater war immer der Ansicht, dass das Hosenbein knapp vorne auf dem Schuh aufsitzen sollte. Ich habe festgestellt, dass das bei Damenhosen auch funktioniert. Marlenehosen, die beinahe auf dem Boden stehen, sehen für mich irgendwie seltsam aus, so als ob man keine Füße hätte. Außerdem finde ich es furchtbar, wenn man sich hinten auf den Saum tritt.
LG Susanne
Jenny
Hallo Susanne,
danke für deinen Kommentar!
Das mit dem auf dem Schuh aufsitzen stimmt schon. Ich mag es nur nicht, wenn dadurch eine starke Falte entsteht.
Bodenlang finde ich nur schön, wenn man hohe Schuhe anhat. 🙂
Susanne
Ja, eine Marlenehose ist per se schon ein elegantes Kleidungsstück; gefällt mir total gut an dir und dein Styling finde ich mal wieder super gelungen; die leuchtend roten Kombistücke frischen den eleganten Look sehr schön auf.
Nach den Bildern zu urteilen, könntest du tatsächlich noch ein wenig Saum herauslassen.
LG von Susanne
Jenny
Danke, Susanne! Die nächste Hose wird auf jeden Fall eine Spur länger.
Sandra
Die Hose ist echt superschön geworden. Aber ich finde auch, sie könnte ein kleines Stück länger sein. Und die Krawatte – die ist der Hammer.
LG, Sandra
Jenny
Da stimme ich dir zu, Sandra. 🙂 Danke für deinen Kommentar!
kuestensocke
Wunderbar! Ich bin sehr begeistert von Deinem heutigen Outfit. Die knallrote Jacke zu der schönen Hose und die Krawatte, hach ganz toll! Die Länge bei so weiten Hosen ist immer etwas heikel zu bestimmten, vor allem wenn man verschiedene Schuhe dazu anziehen möchte. Du wirst nach etwas Tragezeit schon erkennen, ob da noch ein halber Zentimeter dran sollte oder nicht. Ist die Hose gefüttert? LG Kuestensocke
Jenny
Nein, die Hose ist nicht gefüttert. 🙂
Danke für deinen Kommentar!
Nessa
Du machst deinem Still mal wieder alle Ehre!? Die Marlene steht dir hervorragend und ist perfekt kombiniert. Ich kann sie mir auch sehr gut mit Hosenträgern und/oder mit so einer Vintage-Pilotenjacke an dir vorstellen.?
Der Bund mit dem Gummi ist für mich ein kleines Highlight, es muss halt nicht immer ein stinknormaler langweiliger Bund sein. Die kleinen Dinge sind es manchmal.☺
Liebe Grüße
Nessa
Jenny
Ooooh, Hosenträger, ja! Dass ich da selbst noch nicht drauf gekommen bin! Lederjacke ist auch eine super Idee. Danke, liebe Nessa!
Trousse de Couture
Ein tolles Outfit – und die Kombination mit dem Rot und der Krawatte ist super!
Ich finde Marlenehosen so schön und elegant, aber das Längenproblem kenne ich auch und habe meine mittlerweile einfach kurzerhand zu Culottes gekürzt 😉
Jenny
Der Schnitt ist auf jeden Fall im Kopf vermerkt für „Wenn Culottes, dann den Schnitt ausprobieren“. Würde bestimmt prima funktionieren. Gut, dass es nicht nur mir so geht! Danke für deinen netten Kommentar!
Madformod
Das gesamte Outfit finde ich großartig !! Ich glaube den Schnitt muss ich auch unbedingt ausprobieren ! Und ich mag flache Schuhe total gerne zu Marlenehosen, das sieht lässiger aus. Die richtige Länge zu finden, ist allerdings nicht ganz einfach.
Liebe Grüße Eva
Jenny
Liebe Eva,
danke für deinen Kommentar! Den Schnitt kann ich empfehlen, super schnell genäht ohne Probleme. Ich habe allerdings noch Nahttaschen hinzugefügt. 😉 Das mit der Länge ist echt tricky, vor allem, wenn man alleine absteckt.
Sabine
Hi Jenny,
wirklich eine sehr schicke Hose. Wir arbeiten gerade an einem ähnlichen Modell für die Maßschneiderprüfung und haben eine Fachfrage: Wie würdest Du nach handwerklichen Vorgaben den Hosensaum verarbeiten?
Bei einer so weiten Hose mit oder ohne Stossband?
Die Saumkante soll verblendet werden. Welches Band würdest Du nehmen, um die Saumkante innen zu verblenden?
Wir wären sehr dankbar für ein paar Tipps von Dir.
Viele Grüße,
Ann-Sophie und Sabine
Jenny
Hallo ihr zwei,
vielen Dank für die Frage! Da helfe ich gerne weiter. Ich musste übrigens bei der Zwischenprüfung eine Marlenehose nähen, ganz furchtbares vorgegebenes Modell.
Über das Stoßband habe ich mir auch Gedanken gemacht, vor allem, weil ich den Saum dieser Hose noch rauslassen werde.
„Verblendet“ kenne ich so nicht als Begriff. Was meint ihr damit genau?
Wenn der Saum eine Blende haben soll, würde ich kein Band für die Blende nehmen, sondern die Blende aus dem gleichen Stoff zuschneiden, so, dass das Blendenteil am Saum im Bruch liegt und man innen und außen den gleichen Stoff hat. Innen würde ich die Kante dann einschlagen und entweder im Nahtschatten (bevorzugt) oder von innen von Hand (wenn noch genug Zeit ist bzw. es wirklich ganz unsichtbar werden soll) annähen.
Oder sollen die Vorderhosen durchgängig ein Teil sein und nur am Saum statt einer Saumzugabe ein Beleg für innen angenäht werden? In dem Fall würde ich den gleichen Stoff nehmen und mit Einlage verstärken. Sieht dann auch besser aus, wenn mal was beim Sitzen oder so rausblitzt und man den Stoff innen sieht.
Stoßband ist schon etwas mehr tricky… ich erinnere mich gar nicht mehr, ob das an der Zwischenprüfung vorgegeben war und wie ich die Hose letztendlich verarbeitet habe. Ich glaube, ich und meine Kollegin haben Stoßbänder verwendet. Die Marlenehose war aber nicht so weit, eher wie eine Bootcut. Außerdem hatten wir einen recht festen und dicken Wollstoff von unserer Chefin gestellt bekommen. Da hat es Sinn gemacht.
Bei wirklich weiten Marlenehosen, so wie meiner oder sogar noch weiter, würde ich kein Stoßband verwenden.
Für diese Art von Hosen benutzt man auch eher dünne Stoffe. Ich denke, dass ein Stoßband da den Fall beeinträchtigen würde, bzw. der Saum dann steif wirkt. Zumindest hatten wir immer sehr steife Stoßbänder im Betrieb, da gibt es ja auch weichere. Wenn, dann würde ich auf jeden Fall eher ein weiches nehmen.
An einer Damenhose habe ich während meiner Ausbildung auch nur ein einziges Mal ein Stoßband gesehen, das war/ist meiner Erfahrung nach eher die Ausnahme.
Näht ihr ein Probemodell? Da würde ich mal ausprobieren, wie sich das verhält. Ein Hosenbein so, das andere so? 😉 Das Stoßband lässt sich ja wieder abtrennen.
Tendenziell würde ich aber zu einem „Nein“ neigen. Ohne Stoßband wirkt auch einfach feiner, das Stoßband ist für mich stark mit Herrenanzügen behaftet.
Zur Not mal in der Berufsschule bei KlassenkammeradInnen rumfragen, wie das im Betrieb gehandhabt wird. Wird aber wahrscheinlich eher ein Fall sein, der nicht so oft vorkommt… 🙂
Es gibt ja dann immer noch die mündliche Prüfung. Wenn da evtl. gefragt wird, warum ihr kein Stoßband verwendet habt, würde ich einfach diese Punkte aufführen. Die Verarbeitung ist ja legitim, wenn man es begründen kann.
Ich hoffe, das hat eure Frage ein wenig beantwortet. 🙂 Falls noch was unklar ist, schreibt mir gerne zurück, auch per Mail!