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Über dem Zuschneidetisch im Maßatelier hing auf Augenhöhe ein Regalbrett. Alle Helfer, die wir zum Zuschneiden benötigt haben, lagen dort griffbereit: Papier- und Stoffscheren, Schneiderkreide, Markierstifte, Rasierklingen (ja, richtig gelesen), Lineale… und eine Schachtel mit Gewichten.
Diese waren rund, mit circa vier Zentimetern Durchmesser, und relativ flach. Nicht mehr als drei Zentimeter hoch, würde ich sagen.
Gewichte zum Zuschnitt? Oh ja: Besonders rutschige Stoffe haben wir damit beschwert und so vom hin und her Rutschen gehindert. Um möglichst viel Stoff zu sparen, hat unsere Meisterin oft gefühlt mehr Zeit mit dem Verschieben von Schnittteilen auf dem Stoff verbracht als mit dem Zuschnitt an sich. Das Stecken mit Stecknadeln wäre da viel zu aufwändig gewesen; stattdessen haben die Gewichte die Teile an Ort und Stelle gehalten, bis alle Positionen zu ihrer Zufriedenheit waren.
Und sie haben, bei ganz simplen Schnitten, die Stecknadeln ganz ersetzt.
Meine Chefin hatte mit einem Labelmaker ihren Namen auf die Gewichte angebracht. Sie hat behauptet, dass ihre handlichen Gewichte ein starkes Neidobjekt in der Meiserschule gewesen sind und sie Angst gehabt hatte, dass diese Füße bekommen würden.
Diese Gewichte waren von einem Fachhändler für Schneiderzubehör und – ihre Worte – sauteuer.
Aber sowas lässt sich doch bestimmt selber machen, habe ich mir gedacht. Ein bisschen recherchiert und ausprobiert. Und euch diese Anleitung mitgebracht, wie ihr Schnittmusterbeschwerer selbst machen könnt.
Schnittmusterbeschwerer / Fixiergewichte selbst machen
Ich kenne die selbstgenähten Beschwerer, die mit Reis, Sand oder ähnlichem gefüllt werden. Ich wollte aber etwas Schwereres, das sich auch etwas hochwertiger anfühlt.
Wichtig war mir, dass die Gewichte relativ klein sind, bei einem ausreichenden Gewicht. Handlich sollten sie sein und trotzdem schwer genug, um Schnittmuster und Stoff auch festzuhalten.
Auf Etsy bietet der Shop Oh Sew Quaint Fixiergewichte in Donut- und Pralinenform an. Nett anzusehen, aber ich bin keine Süße. Das war mir schon wieder zu viel Chichi.
Meine DIY Fixiergewichte sollten minimalistischer sein.
Fixiergewichte selber machen: Materialliste
Diese Materialien habe ich verwendet – die meisten davon bekommt man im Baumarkt.
- Bauscheiben aus Metall – 13,5 x 44 mm*
- Lufttrocknende Modelliermasse (Fimo Air*)
- Dünner Draht*
- Zange
- Klarlack*
Die Bauscheiben bilden den Kern der Gewichte. Ihr könnt auch eine andere Größe verwenden. Bedenkt aber, dass ihr damit auch das Gewicht beeinflusst.
Für die Ummantelung habe ich Fimo Air verwendet. Die Masse trocknet an der Luft und lässt sich wie Ton verarbeiten. Die Oberflächen werden schön glatt, ohne Fingerabdrücke und ähnliches. Im trockenen Zustand lässt sie sich noch bearbeiten: bemalen, lackieren, feilen, einritzen, alles kein Problem.
Anleitung: Fixiergewichte zum Schnittmuster beschweren selbst machen
Schritt 1: Bei mir bilden drei Scheiben den Kern eines Gewichts.
Meine Scheiben hatten eine Seite, die etwas abgerundeter war. Die andere war etwas scharfkantiger.
Ich habe die Scheiben so aufeinander gelegt, dass die abgerundeten Kanten bei den äußeren Schreiben nach außen gezeigt haben.
Wenn später die Modelliermasse angebracht wird, wird diese dann nicht von den Kanten „zerschnitten“ und es fällt leichter, die Masse gleichmäßig zu verteilen.
Die Enden habe ich verdreht und somit fixiert. Wenn das Ende am inneren Loch liegt, können die verdrehten Enden einfach dort hinein gesteckt werden und drücken sich später nicht durch die Modelliermasse.
Für eine quick & dirty Version reichen bestimmt auch ein paar Tropfen Heißkleber, um die Scheiben zusammen zu halten.
Schritt 2: Das innere Loch kann dazu führen, dass sich dort Luft sammelt. Beim Umschließen der Ringe mit der Modelliermasse können dann nervige Blasen entstehen, oder die Masse sackt in das Loch ab. Daher habe ich die Löcher mit einem Stück der Masse gefüllt, den Überschuss platt gedrückt und sie somit verschlossen.
Bei den nächsten Schritten empfehle ich dringend eine Unterlage. Am besten wasserresistent! Ich habe ein Stück Malerfolie genommen.
Brecht ein Stück der Modelliermasse ab. Meins war circa 3 x 3 cm groß – da müsst ihr aber ein bisschen herum probieren, was zu groß und was zu klein ist.
Rollt die Masse aus oder drückt sie, wie ich, mit der Handfläche flach. Wichtig ist, dass die Masse nicht zu dünn wird: circa 3 mm sollte sie noch dick sein.
Schritt 4: Schlagt jetzt die Seiten ein und bedeckt den Kern mit der Modelliermasse. Wenn euer ausgerolltes Stück etwas zu klein war, könnt ihr noch ein kleines Stück ausrollen und den noch sichtbaren Kern damit bedecken. In Schritt 5 werden die Ränder durch Wasser miteinander verbunden, man sieht später keinen Übergang mehr.
Ich habe die Gewichte leicht angedrückt, damit eine Seite wirklich schön glatt wird und eben auf einer Fläche steht.
Ist die Oberfläche beim Anfassen trocken? Dreht die Gewichte um, denn an der Unterseite sammelt sich eventuell Feuchtigkeit. So kann die Unterseite auch durchtrocknen.
Fertig!
Jetzt könnt ihr die Gewichte nach Laune und Präferenz gestalten: Ihr könnt eure Initialien einritzen, Stempel benutzen, sie mit Acrylfarbe bemalen, Figürchen drauf kleben, Serviettentechnik, Sticker, was auch immer euch einfällt!
Nur mit z.B. Wasserfarbe wäre ich vorsichtig, da ich mir vorstellen kann, dass das Material beim Kontakt mit Wasser wieder weich wird.
Den marmorähnlichen Effekt habe ich mit Nagellack erzeugt: Ich habe eine Schale mit Wasser gefüllt, ein paar Tropfen Nagellack hinein gegeben und diese dann mit den Gewichten aufgesammelt.
Ich würde euch empfehlen, die Gewichte abschließend mit einem Klarlack zu versehen. Ich habe einen matten Lack aus der Spraydose verwendet.
Diese Gewichte sind doch auch ein tolles Geschenk für eine nähende Freundin, oder?
Nachgemacht? Super! Zeigen, bitte!
Ich freue mich, wenn ihr meine Anleitung ausprobiert. Bei Verständnisfragen könnt ihr mir gerne ein Kommentar schreiben! Ich freue mich natürlich auch über Verlinkungen und eure fertigen Werke.
Auf Social Media könnt ihr mich gerne mit @ratundnaht und/oder dem Hashtag #ratundnaht markieren, wenn ihr eine meiner Anleitungen benutzt habt.
Speichert die Anleitung auf Pinterest für später:
Tabea
Ich kann mir echt nicht erklären, dass man für solche Gewichte richtig viel Geld ausgibt. Als Hobbynäherin, die nur selten näht, nehme ich immer Bücher – aber deine Gewichte sind echt eine Nummer schicker. Ich speicher mir das mal ab.
Liebe Grüße
Jenny
Naja, andere geben viel Geld fürs Reiten aus… 😉 Hat eben jeder so seine eigenen Prioritäten.
Susanne
Tolle Idee. liebe Jenny; danke fürs Teilen.
LG von Susanne
Jenny
Gerne, liebe Susanne! 🙂
Marta
Ich habe schon die ganze Zeit überlegt, wie ich diese Scheiben hübscher gestalten könnte. Säckchen nähen und alles so putzig mit viel Stoff ist überhaupt nicht mein Ding. Lieben Dank für diese einfache und geniale Idee! Ich müsste sogar alles bis auf die Scheibchen Zuhause rumfliegen haben…
LG
Marta
Jenny
Mein Ding ist das auch nicht. Vielen Dank für deinen Kommentar und viel Spaß beim Ausprobieren! 🙂
Malou
Sehr schön! Und auch ne tolle Geschenkidee für die Näh-Gang danke
Jenny
Ja, die machen super Geschenke! 🙂 Viel Spaß beim Ausprobieren!
Frau E.
Die sehen klasse aus, ich glaube die muss ich nachbasteln und dann bei meiner Schwester die Nagellackkiste plündern (die hat da viel mehr Auswahl als ich ?). Danke für die coole Idee und die tolle Anleitung.
Jenny
Gerne! 🙂
Antje
Hallo Jenny,
Fixiergewichte stehen schon länger auf meiner ToDo-List. Jetzt werde ich mich ganz sicher endlich daran machen und vielleicht auch gleich ein Paar für meine Schwester als Weihnachtsgeschenk machen.
Vielen Dank für die tolle Anleitung.
Liebe Grüße, Antje
Jenny
Vielen Dank, gerne! Deine Schwester wird sich sicher freuen! 🙂
Sabine
Liebe Jenny,
deine Gewichte sehen klasse aus. Vielen Dank, dass du uns daran teilhaben lässt. Ich nehme bisher immer alles was so rumsteht als Gewicht. Deins gefällt mir besser. Noch eine blöde Frage: Wieviel Gewichte braucht man so?
Lieber Gruß,
Sabine
Jenny
Liebe Sabine,
danke!
Das lässt sich pauschal gar nicht sagen. Das musst du für dich entscheiden: Nähst du kleine oder große Teile? Wenn du z.B. nur Taschen nähst, brauchst du weniger Gewichte, da die Schnittteile auch kleiner sind.
Kerstin Neumann
Liebe Jenny, vielen Dank für die Idee. Sind die Gewichte schwerer als Steine in der gleichen Größe? Ich spiele mit dem Gedanken mir am See ein paar hübsche Exemplare zu sammeln und sie z.B. mit der Nagellack Technik zu verzieren. Aber nur wenn sie schwer genug sind…
Lg Kerstin
Jenny
Liebe Kerstin,
so pauschal lässt sich das nicht sagen. Im Garten haben wir Steine, die größer sind, aber leichter im Gewicht als meine Helferchen. Einfach ausprobieren! 🙂 Gewicht habe ich ja oben angegeben, das kannst du ja mal mit einem Stein vergleichen.
Liebe Grüße,
Jenny
marie
Liebe Jenny,
vielen Dank für die schöne Anleitung!
Für meine Gewichte habe ich buntes Fimo verwendet und dieses marmoriert.
Eine Angabe die mir auf der Einkaufsliste fehlte:
Pro Gewicht habe ich etwa 25 bis 30 Gramm Fimo verwendet.
Herzliche Grüße,
Marie